“Ich stille nur noch so wenig – da macht es ja eigentlich keinen Unterschied!” Diesen Satz habe ich schon von so vielen Müttern gehört, sei es, weil sie von Anfang an zugefüttert haben, sei es, weil ihr Baby schon früh großes Interesse an Beikost zeigte. Und gerade, wenn sich das Stillen dann auch noch schwierig und anstrengend gestaltet, haben viele Frauen das Gefühl: Wofür dieser ganze Stress? So ein bisschen Stillen lohnt sich doch überhaupt nicht.

Umso bedeutsamer sind aus meiner Sicht die Ergebnisse einer brandneuen australischen Studie zum Thema “Stillen und Plötzlicher Kindstod”. Wissenschaftler John Thompson und sein Team haben darin nämlich nicht nur erneut belegt, dass Stillen einen der wichtigsten und effektivsten Schutzfaktoren vor dem Plötzlichen Kindstod darstellt – sie haben auch untersucht, welchen Effekt es hat, wenn Frauen nur teilweise stillen.

Ihre Erkenntnisse:

– Jedes Stillen – auch das teilweise Stillen – in den ersten 2 bis 4 Lebensmonaten senkt die Wahrscheinlichkeit, dass das gestillte Baby am Plötzlichen Kindstod stirbt, um ca. 40 Prozent.

– Jedes Stillen – auch das teilweise Stillen – in den Lebensmonaten 4 bis 6 reduziert das Risiko um ca. 60 Prozent.

– Jedes Stillen – auch das teilweise Stillen – über den abgeschlossenen sechsten Lebensmonat hinaus senkt das SIDS-Risiko des betreffenden Stillkindes um ca. 74 Prozent.

Das heißt: Stillen schützt Babys immer! Ob Mütter voll stillen oder nur teilweise, ob sie leidenschaftlich gern stillen oder eher ungern, viel oder wenig, lange am Stück oder immer nur kurz zwischendurch – jede einzelne Stillmahlzeit trägt dazu bei, dass das individuelle Risiko des Babys dramatisch sinkt.

Zwar gibt es keinen hundertprozentigen Schutz – auch gestillte Babys versterben am Plötzlichen Kindstod. Doch die zum Glück ohnehin sehr kleine Wahrscheinlichkeit, dass das eigene Kind betroffen sein könnte, können Mütter durchs Stillen aktiv noch einmal ganz entscheidend senken.

Auch deshalb lohnt es sich, fürs Stillen zu kämpfen. Denn ob Vollstillen oder Teilstillen – es macht immer einen Unterschied.

(Das Foto zu diesem Artikel stammt aus meinem Buch “Mein kompetentes Baby”, erschienen im Kösel Verlag. Fotograf: Christoph Luttenberger, reflecto-foto.com)