“Ich finde es blöd, dass Du sagst, Babys schliefen im Elternschlafzimmer sicherer als im eigenen Zimmer. Das soll dich jede Familie für sich entscheiden, nach ihrem eigenen Bauchgefühl!”

Diesen Kommentar hinterließ eine junge Mutter auf meiner Facebook-Seite. Darauf möchte ich gerne antworten:

Natürlich soll jede Familie unbedingt ihre eigenen Schlaf-Entscheidungen treffen. Doch dass Babys im ersten Jahr aus Sicherheitsgründen nachts nicht allein in einem anderen Raum schlafen sollten, ist keine persönliche Meinung, sondern eine von medizinischen Fachverbänden einhellig vertretene Empfehlung, die auf der Auswertung vieler Studien zum Thema SIDS fußt. Diese legen tatsächlich nahe, dass ein atmender Mensch im selben Zimmer das Atemzentrum im kindlichen Gehirn in extremen Tiefschlafphasen zum Weiteratmen animieren kann.

Gleichzeitig ist klar: Das Risiko eines Babys, am plötzlichen Kindstod zu sterben, ist sehr, sehr klein – und zwar sowohl im Elternschlafzimmer als auch im eigenen Zimmer. Und: Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz. Es sind selbstverständlich auch schon Babys aus plötzlicher, unerklärlicher Ursache gestorben, die direkt bei ihren Eltern waren.

Trotzdem finde ich es wichtig, Eltern über die Schutzfaktoren aufzuklären, die wir kennen, um Eltern dann ihre eigene informierte Entscheidung treffen zu lassen. Denn in Fragen des sicheren Kinderschlafs lässt viele Menschen das viel gelobte Bauchgefühl leider im Stich, weil kulturelle Prägungen stärker wirken.

Über bekannte SIDS-Risikofaktoren aufzuklären bedeutet jedoch nicht, Eltern zu verurteilen, die in ihrer individuellen Entscheidung von einer Empfehlung abweichen. Schließlich fließen in diese Entscheidung nicht nur Sicherheitsbedenken ein, sondern auch andere persönliche Gründe, die zu bewerten niemandem zusteht.