Vor Kurzem habe ich darüber geschrieben, welche Beweggründe meinen Mann und mich dazu bewogen haben, nach einer familienergänzenden Betreuung für unseren kleinen Sohn zu suchen. Nun möchte ich kurz skizzieren, was mir bei seiner bindungs- und bedürfnisorientierten Eingewöhnung wichtig ist:

1. Eine bindungsorientierte Betreuungsperson finden

Wir leben in eine Stadt, in der die Krippenplatzsituation extrem angespannt ist. Kürzlich standen hier über 400 Eltern stundenlang in der Hitze, um einen Platz in einer neu eröffneten Kita zu bekommen. In einem solchen Klima auf die Suche nach familienergänzender Betreuung zu gehen, fühlt sich für viele an, als hätte man da nicht wirklich die Wahl und müsse nehmen, was man kriegen kann. Meiner Erfahrung nach lohnt es sich jedoch, auch dann anspruchsvoll zu sein bei der Suche – schließlich geht es darum, einen guten Ort voller Liebe und Geborgenheit zu finden für den kleinen Menschen, der uns so unendlich am Herzen liegt. Das ist für mich nicht der Platz für faule Kompromisse! Stattdessen investiere ich viel Zeit, Kraft, Herzblut und Kreativität in die Suche nach einer großartigen, warmherzigen, durch und durch liebevollen Betreuung für mein Kind. (Dazu ein anderes Mal mehr.)

2. Vertrautheit entstehen lassen

Die offizielle Eingewöhnung meines Sohnes hat erst letzte Woche begonnen – doch in Wirklichkeit bereiten seine Tagesmutter und ich sie bereits seit Monaten vor. Seit klar war, dass sie seine Tagesmutter werden würde, haben wir sie etwa einmal pro Woche nachmittags zum Spielen besucht. So lernte er nicht nur sie und ihre Räumlichkeiten, sondern auch die anderen Kinder ganz entspannt kennen. Und sah: alle werden am Schluss der Spielzeit von ihren Eltern wieder abgeholt.

3. In Sicherheit starten

In der Woche vor dem Eingewöhnungsbeginn besuchten mein Sohn und ich die Tagesmutter jeden Nachmittag. Mit Beginn der Eingewöhnung bekam mein Kleiner dann zum ersten Mal auch die Morgenroutine mit: Eltern kommen, bringen ihre Kinder, verabschieden sich. Ich hingegen blieb bei ihm, immer. Ich ging nicht einmal allein aufs Klo. Denn nur wenn Kinder sich sicher fühlen, können sie neue Bindungen ausbilden. Und so war ich eine ganze Weile Woche lang da, hielt mich aber zurück: zum Spielen waren die Tagesmutter und die anderen Kinder da, ich war der sichere Hafen im Hintergrund. Nach und nach konnte ich zusehen, wie unsere Tagesmutter für mein Kind zur Bezugsperson wurde. Er suchte immer wieder ihre Nähe, bat sie um Hilfe, setzte sich zum Vorlesen auf ihren Schoß, warf sich beim Toben ausgelassen in ihre Arme und ließ sich sogar von ihr trösten, als er vom Roller fiel und sich ziemlich weh tat. Wir spürten alle: Hier war eine Beziehung gewachsen. Wie schön! Nach einer Woche wechselte mein Sohn teilweise mit der Tagesmutter auf eigene Initiative hin den Raum auch ohne, dass er mir bedeutete, ich solle mitkommen. Da war klar: er ist reif für den ersten Trennungsversuch.

4. Abschied und Wiedersehen

Mein Sohn ist ein sensibles Kerlchen. Abschiede machen ihn zu schaffen, schon immer. Er ist auch jeden Morgen traurig, wenn sein Papa zur Arbeit geht und seine Schwestern zur Schule. Deshalb war klar: auch der Abschied von mir wird ihn traurig machen, und wahrscheinlich wird er weinen. Doch mit der liebevollen Begleitung einer vertrauten Bezugsperson wird er sich gut beruhigen, so wie er sich auch auf meinem Arm schnell beruhigt, wenn Papa morgens aus der Tür ist. Und genau so war es. Ich verabschiedete mich klar und deutlich und ging aus der Tür, obwohl er weinte und seine Ärmchen nach mir ausstreckte – so wie ich das auch tue, wenn ich zu einem Vortrag muss und er in dieser Zeit bei Papa bleibt. Kein schönes Gefühl, natürlich nicht. Aber ich hörte ihn drinnen auf dem Arm der Tagesmutter schon nach wenigen Sekunden ruhig werden und kurze Zeit später sogar lachen. Also blieb ich vor der Tür und klingelte nach einer halben Stunde wieder, um ihn abzuholen. Fröhlich schmiss er sich in meine Arme. Trennungsversuch geglückt!
Vorher hatten seine Tagesmutter natürlich auch besprochen, was wir tun würden, wenn er sich nicht ganz schnell beruhigen würde. Fünf Minuten Weinen, das war klar, wäre die Obergrenze, dann würde ich wiederkommen. Wenn er sehr verzweifelt gewesen wäre, auch früher. Und dann hätten wir wieder von vorn angefangen mit dem Bindungsaufbau und mindestens drei Tage ohne jeden Trennungsversuch eingelegt. Denn das ist das A und O jeder gelungenen Eingewöhnung: Dass das Kind sich sicher und geborgen fühlt, und nie allein gelassen, verzweifelt und verängstigt.

5. Die Zeiträum langsam ausdehnen

Beim ersten Trennungsversuch blieb mein Sohn eine halbe Stunde bei seiner Tagesmutter. Am Tag darauf war es eine ganze Stunde. Dann zwei. Irgendwann wird es ein Vormittag sein. Und wenn das gut klappt, werden wir uns irgendwann vielleicht in Woche drei oder vier an den Mittagsschlaf heranwagen. Doch das wird sich zeigen. Momentan sind wir an dem Punkt, zu sehen, wie sich ein langsamer, liebevoller Beziehungsstatus auszahlt. Und damit ist die Eingewöhnung für mich eigentlich schon geglückt.